Heuschrecken essen?

Ich kam mit Insekten als Lebensmittel zum ersten Mal in Wien in Kontakt. Mit einer Gruppe gingen wir in den späten 90ern in ein australisches Restaurant - für mich als einen aus der Provinz war das schon ein Highlight. Wir tranken Fosters in rauen Mengen, ein Bier bei dem man auch mit viel Einsatz nicht zuviel trinken kann. Nach den ersten paar Runden meldete sich der Hunger und der Blick in die Speisekarte ließ mich erst mal laut auflachen.Wenn das die Australier tatsächlich alles essen sind sie wirklich ein verrücktes Volk. Es gab von Krokodil über Känguru, Schlange, Krokodil bis hin zu Heuschrecken alles. Alle normalen unter uns begnügten sich mit Burger, Wedges und Steaks vom Rind. Nachdem es aber in jeder Gruppe einen Klassenclown gibt, war auch schnell derjenige gefunden, der die "Taste of Australia Platte" bestellte (einmal mit alles, bitte!).

Im Nachhinein betrachtet war es dem Unvermögen des Kochs zuzuschreiben, dass das Bestellte maximal Durchschnitt war. Das Fleisch war durch die Bank zäh, zum Teil totgebraten oder wie das Krokodil innen noch roh. Heute würde man diesen Teller schon fast als Dschungelprüfung durchgehen lassen. Das einzige Highlight waren interessanterweise die Heuschrecken. Meinen Freunden war der Ekel ins Gesicht geschrieben, als ich ein Heupferd nach dem anderen verdrückte. Sie waren zwar extrem fettig, was ebenfalls auf den Koch anzulasten war, jedoch hatten sie einen interessanten Geschmack.

Die zweite Erinnerung an Heuschrecken kommt mir beim einen Ferienbomber im Anflug auf ein nordafrikanisches Urlaubsziel in den Sinn. Ein riesiger Schwarm Heuschrecken stiegen offenbar direkt vor der landenden Maschine auf und kurz darauf klang es ziemlich ungesund für die die kleinen Hüpfer.

Vor ein paar Tagen hörte ich im lokalen Radiosender wie sich ein Koch darin versuchte Heuschrecken zuzubereiten. Spannend war, dass der Koch in ein frittiertes Heupferd beisst, eine kurze Pause macht und dann sagt "Boah, dia sind aber guat!

Sowas macht mich neugierig, meine Frau verdreht nur die Augen und meint, dass ich das aber sowas von fein alleine essen kann. Sie versuchte den Kinder noch zu erklären was der Papa schon wieder für eine tolle Idee hat, da sind sie aber schon Feuer und Flamme für den Snack der anderen Art. Na, wenigstens ticken Kinder noch normal - bevor sie von Konventionen verdorben werden.

Kurzerhand rief ich beim Produzenten an, praktischerweise kommt er aus Dornbirn und ist nur ein paar Minuten von mir entfernt. Ich erwartete eigentlich einen kauzigen Nerd, der in seinem Kämmerchen Insekten züchtet. Weit gefehlt! Zum einen ist es ein total netter Kerl und zum anderen hat man den Eindruck, dass die es voll drauf haben und weit weg sind vom "kleinen Kämmerchen". Zu finden unter: www.pollner.at

Ein Spruch des Züchters war "Wir simulieren hier jeden Tag die 8. Plage Gottes." Jeden Tag schlüpfen ca. 10.000 neue Heuschrecken und in der Produktionsanlage leben ständig ca. 300.000 Exemplare. Ein Wahnsinnszahl!

Nachdem ich nicht gerne alleine esse habe ich schon mal ein paar Freunde eingeladen. Sie wissen noch nicht um was es sich dreht aber einer hat gemeint, dass er zum einen sowieso alles isst und zum anderen Überraschungen liebt - na dann,...

Kommentar schreiben

Kommentare: 0